Dammmeisterensemble

Ein Ort der kaum poetischer und dabei nicht geschichtsträchtiger für das ganze Oderbruch sein kann. Nach der Trockenlegung durch Friedrich II wohnte hier der 1. Deichinspektor. Das Ensemble besteht aus einem mehrfach umgebauten Wohnhaus (250 Jahre alt) und zwei Fachwerkgebäuden / Stall und Dammbohlenhaus (150 Jahre alt).

Diese Fachwerkgebäude wurden auf Initiative von Hannelore Scholz-Lübbering und Johannes Lübbering umgebaut und instandgesetzt.

Was für ein Mammutprojekt für uns als Büro und eben aus Sicht auf die Geschichte. Als Kind und Jugendlicher mit dem Fahrrad und später als Erwachsener mit seinen Kinder fuhr Architekt Alexander Scholz regelmäßig nach Zollbrücke. Dieser Ort ist von einer Einmaligkeit beseelt, die man eigentlich nur Fühlen kann. Da ist dieser einmalige Dammdurchbruch, durch den man an die Oder kann, und dann sind da diese alten Fachwerkhäuser, die schon durch ihre eigenwillige Farbgebung und eigentlich untypische Baudetails für das Oderbruch auffallen. Die Wiesen hinter dem Ensemble waren damals voller alter Obstbäume.

Es duftete nach Teer, den man an das Holz des Fachwerkes strich und nach rottenden Obst in den Wiesen im Herbst. Und da lag dieser "Haufen" Holzbalken. Das waren die Dammbohlen, die man bei drohendem Hochwasser in die Mauern des Dammdurchbruches schob, zwei Reihen, und dann den Zwischenraum mit Sand befüllte. Der neue Dammdurchbruch mit Erhöhung des Dammes verlor an ästhetischer Kraft, er wurde nicht aus Backsteinen hergestellt, sondern aus roten Klinkern. Manchmal ist der Stand der Oder sogar gefühlt höher als die Wiesen um die Fachwerkhäuser des Dammbohlenhauses. Ein Spektakel der Natur, des Einfachen, des Kräftigen, des Unbannbaren spielt sich am Ort ab. Immer gepaart mit der Angst vor dem Hochwasser. Und noch eine Anmerkung: das Dammbohlenhaus heißt Dammbohlenhaus, weil da früher die Holzbalken für den Damm für den Gefahrfall gelagert wurden.

12 Jahre dauert es, was in Anbetracht des Alters des Ensemble wenig ist, um von den Anstrengungen um das zerfallende Ensemble, tatsächlich zwei Häuser, nämlich die Fachwerkhäuser zu retten. Zollbrücke ist mit unserem Werden als Architekturbüro tief verankert. Erfahrungen, die wir hier sammelten, Erinnerungen, unzählige nie bezahlte Stunden im Kampf aus Liebe, all das läßt sich nicht wiederholen, dublizieren. Vielleicht auch deshalb unser wichtigstes Projekt überhaupt.

Was es so spannend machte, ist vielleicht von der poetischen Ebene, das ganze Projekt technisch zu sehen, sehen zu lernen, zu verstehen, soviel wie möglich zu erhalten. Um die Fachwerke zu sanieren, mußten alle Gefache entfernt werden, möglichst viele alte Steine wurden abgeputzt, erneuerte Holbalken bekämmten wir mit Stahlbürsten, um sie alt aussehen zu lassen, Leisten von Fenster wurden zum Teil nur in Stücken ersetzt und und und - und dabei setzten wir die beiden Häuser auf Betonplatten, sie erhielten eine komplett neue Gründung damit - sie schwimmen jetzt wie Schiffe auf Betonrümpfen auf dem schlechten Baugrund des Oderbruchs.

 

Chronik zur Sanierung der beiden Fachwerkgebäude:

 

1998/2001 : Erstellung Konzeptstudie inklusive Bestandsaufnahme im Auftrag BBV e.V. durch Alexander Scholz

2002 : erste Präsentation im Dammbohlenhaus zum "Bundesweiten Tag der Architektur" / 1:1 Modell in Zusammearbeit mit Veit Templin

Kauf des Objektes durch den Förderverein mithilfe des Amtes Barnim Oderbruch / Herrn Dr. Ehling

Festakt "Nächtliches Vorspiel" zum Beginn der weiteren Massnahmen zur Sanierung mit Ausstellung im Dammbohlenhaus, Lichtinstallation am ganzen Ensemble in Kombination von 1:1 Reproduktionen von Baudetails und Konzert der Band OZEANCITY und kleinem Feuerwerk auf dem Damm

Jahrelange Belebung des Dammmeisterhauses und des Ensembles durch Kunstvereine aus dem Oderbruch

Investoren übernehmen das Objekt vom Verein

Ausstellung zu Visionen zum Dammmeisterensemble im Dammmeisterhaus

Richtfest der beiden Fachwerkhäuser

2010 Einweihung der beiden Fachwerkhäuser

 

Bis heute hat sich kein Investor für die Sanierung des Dammmeisterhauses finden lassen, potentielle Interessenten wurden z.T. sogar von der Denkmalbehörde verprellt

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